Die Frage, ab wann es in Esch eine Kirche gab, ist natürlich ein Diskussionspunkt. In der Schenkungsurkunde des Erzbischofs Everger von 989 ist lediglich von der „villa ascha“ die Rede. Natürlich kann man die Tatsache einer erzbischöflichen Schenkung dahingehend interpretieren, dass es bei dieser villa, die ja auch mehr als ein Bauernhof, nämlich eine Ansiedlung, gewesen sein kann, ebenfalls einen Sakralbau gegeben haben müsste. Das Patrozinium des hl. Martin als Hauptheiligem der Franken wird gerne als Nachweis einer fränkischen Gründung (meist über-)interpretiert. Vielleicht gab es hier eine fränkische Holzkirche. Allerdings stellte Edmund Richen, Pfarrer in Esch von 1861–95, in der von ihm verfassten Chronik sehr trocken fest: „Trotz der Nähe des so lange schon dem Christentum gewonnenen Cöln, soll das Heidenthum sich hier bis in späte Jahrhunderte gehalten haben“.
Tatsache ist, dass ein erster gesicherter Nachweis für eine Kirche in „Aske“ (= Esch) erst durch die Urkunde von 1091 gegeben ist, als Erzbischof Hermann III. dem Kölner Herrenstift St. Andreas die Einnahmen aus der Pfarrkirche St. Martinus wieder zusprach, die unter seinem Vorgänger Sigewin (1079–89) abhanden gekommen waren. Dies bedeutet, dass es vor 1079 hier eine Kirche gab, die bereits zum Andreasstift gehörte, was auch nach 1091 so blieb. Offiziell war der Propst von St. Andreas der Pfarrer in Esch, der diese Funktion nicht persönlich ausübte, sondern einen ständigen Vertreter (vicarius perpetuus) hatte. Dieser Ortspriester musste überwiegend von der Landwirtschaft leben, er fungierte also auch als Bauer. Um Landwirtschaft zu betreiben, bedarf es, wie eine populäre Fernsehsendung auch heute beweist, einer Frau – was, wie allgemein geduldet, das zölibatäre Leben von dörflichen Pfarrern einschränkte.
Zur Baugeschichte:
Im 11. Jh. entstand eine flachgedeckte Saalkirche mit rechteckigem Chor. Ende des 12. Jh. erfolgte eine durchgreifende Veränderung mit einem Chorneubau und Rundapsis, Anbau des nördlichen Seitenschiffes, Erhöhung des Mittelschiffes um zwei Meter und Errichtung des massiven Westturmes. Um 1520 werden die drei östlichen Joche des südlichen Seitenschiffes angefügt, die Apsis polygonal verändert und die dreischiffige Staffelhalle gewölbt.
Die unterschiedliche politische Zugehörigkeit der pfarrlich zu Esch zählenden Dörfer ergab drei Zugänge: im Westen durch den Turm für die Escher, im Süden für die Sinnersdorfer und im Osten beim südlichen Seitenschiff für die Pescher (die „Pescher Pooz“, jetzt zugemauert). Die Barockisierung des Inneren im 17./18. Jh. veränderte man aber bereits 1811 zugunsten einer klassizistischen Erneuerung. Damals wurde auch das südliche Seitenschiff nach Westen verlängert. Nachdem 1861 direkt an der Apsis die Sakristei auf ovalem Grundriss erneuert worden war, baute Heinrich Nagelschmidt 1864–69 ein Treppentürmchen an den Westturm und stattete das Innere neugotisch aus. Die Purifizierung von 1938 entfernte diese Ausstattung, von der aber viele Teile bei der Restaurierung 1992/93 wiederbelebt wurden. Hinter dem Hochaltar stehen seit 1970 die Originale der Kreuzigungsgruppe von 1520 aus dem Eingangsportal zum Friedhof (dort Kopien). Auch zahlreiche erhaltene Barockfiguren sind im Inneren aufgestellt. Die massive Orgelempore ist ein Werk von 1961/62. In der Sakristei richtete 2009 Ingrid Bussenius unter Verwendung der schönen Schränke des 19. Jh. eine Schatzkammer ein.
Der die Kirche umgebende Friedhof ist einer der wenigen immer noch in Funktion befindlichen Kirchhöfe in Köln. Er ist begenzt von einer Mauer mit schönen neugotischen Kreuzwegstationen. Zugehörig ist das 1927/28 geschaffene eindrucksvolle Denkmal für die Toten des Ersten Weltkrieges von Hildegard Domizlaff, das, ohne das übliche Pathos, unter dem Gekreuzigten einen toten Soldaten auf einem Sarkophag zeigt.
Hiltrud Kier
Fotos: Celia Körber-Leupold
St. Martinus in Esch
Kirchgasse 1
Öffnungszeiten:
bitte im Pfarrbüro erfragen.
Pastoralbüro Kreuz-Köln-Nord
0221 5902041
Mail: pastoralbuero@k-k-n.de