3-schiffige staufische Gewölbebasilika mit Westquerbau, kurzem Langhaus, Querschiff mit Konchenschluss, achteckigem Vierungsturm und spätgotischem Langchor
An der Stelle einer größeren vorstädtischen Siedlung vor dem römischen Nordtor gelegen; Vorgängerbauten seit frühchristlicher Zeit sind wahrscheinlich, durch Grabungen jedoch nicht eindeutig nachgewiesen.
Es bestand vielleicht eine erste frühmittelalterliche Kapelle St.Matthäus in Fossa nicht weit vor dem römischen Nordtor an Stelle der heutigen Andreaskirche.
9. Jahrhundert
Erzbischof Willibert (871-889) soll eine Kirche neu errichtet haben, und er selbst soll dort bestattet worden sein.
923
Erzbischof Hermann I (889-926) soll diese Kirche erweitert und einem Frauenkonvent übergeben haben
10.Jh.
Erste gesicherte historische Nachricht, nach der Erzbischof Bruno (953-965) mit Kanonikern aus St. Maria im Kapitol an St. Andreas ein Chorherrenstift gründete; in diesem Zusammenhang wahrscheinlich Neubau und Umwandlung des Hauptpatroziniums in St. Andreas.
974
Weihe des von Erzbischof Bruno begonnenen Neubaus durch Erzbischof Gero (969-976).
um 980
St. Andreas ist Mittelpunkt einer kleinen Hofsiedlung; die zugehörige Pfarrkirche St. Paul (urkundlich erst 1106 belegt; romanischer Saalbau, im 15. Jh. dreischiffig erweitert; 1807 abgerissen) wird östlich der Stiftskirche durch Erzbischof Warinus (976-985) errichtet.
Mitte 11.Jh.
Umfangreicher Neu- oder Erweiterungsbau der salischen Zeit:
es entstand eine dreischiffige Basilika mit Querhaus und quadratischer Vierung, Langchor und Apsis über einer Krypta.
Die aus der Vierung zugängliche 3-schiffige, 7-jochige Hallenkrypta besaß Muldennischen als Abschluß der Seitenjoche und eine rechteckige Altarnische; Nebenräume mit Rundnischen befanden sich zu Seiten des vorletzten östlichen Jochs. (Ostteile und Umfassungsmauern sind in den von Karl Band 1953 neugestalteten Raum integriert. Reste von Wandmalereien des frühen 14. Jhs haben sich im westlichen Bereich der Krypta erhalten).
Über der Krypta lag ein flachgedeckter, polygonal geschlossener Langchor (vgl. die Langchöre von Köln, St. Severin 1043; Köln, St. Gereon 1068/69; Bonn, Münster um 1060/67), den vielleicht Chorflankentürme über den Kryptennebenräumen begleiteten. Zu Seiten der westlichen Kryptenjoche, ca. 1,80m über deren Laufniveau, saßen querrechteckige Winkelräume mit niedrigem Obergeschoss; an die Vierung schlossen Querflügel mit polygonalem Schluss und innerer kleeblattförmiger Ausnischung an.
Das salische Langhaus entsprach in seiner Ausdehnung dem erhaltenen aus dem frühen 13.Jahrhundert, hatte aber schmälere Seitenschiffe.
1106
Einbeziehung der Vorstadt Niederich in den Mauerring. Damit lagen auch St.Andreas und St.Paul innerhalb der Stadt.
vor 1200-um1220
Der staufische Neubau
Entstand in der Bauabfolge Vierung - unterer Bereich des Langhauses - Westbau - Mittelschiffgewölbe - nördliche Querarmkonche.
An einen 2-geschossigen Westquerbau mit chorhallenartig weitem Obergeschoss schloss ein kurzes, 2-jochiges, in gebundenem System gewölbtes Langhaus mit 3-zonigem Aufriss und Blendtriforium an (vgl. das Langhaus von Brauweiler, nach 1141; in einem ersten Plan waren für St. Andreas zunächst Emporen vorgesehen).
Zu Seiten der von einem 8-seitigem Turm überhöhten, mit Klostergewölbe überdeckten Vierung blieben die polygonal geschlossenen Querflügel der salischen Zeit zunächst erhalten (offenbar wurde nur die Nordkonche mit 2-schaligem Obergeschoß staufisch verändert), ebenso der salische (nun mit staufischem Gewölbe versehene ?) Langchor. Es entstand keine einheitlich gestaltete Dreikonchenanlage wie etwa an St. Maria im Kapitol, Groß St. Martin oder St. Aposteln in Köln!
Seitlich der östlichen Vierungspfeiler befanden sich Treppentürme mit den Zugängen zur Krypta.
Die staufische Seitenschiffgliederung mit Rundfenstern in Muldennischen ist im westlichen Joch des nördlichen Seitenschiffs erhalten.
Die Kirche besitzt exquisite staufische Bauplastik (Ranken- und Palmettenfriese, Adlerkapitelle, Schlusssteine in Form abgehängter Kugelfrüchte) mit stilistischer Nähe zu Arbeiten des Samsonmeisters und dessen Umkreis.
Zweigeschossige Vorhallen füllten die Winkel zwischen Chor und Querflügeln; nur die nördliche, ursprünglich offene Vorhalle mit reich gerahmter Giebelsturzpforte (Säulenpaar und Kämpferlöwen der Zeit um 1225) ist erhalten. Sie dient seit dem 15.Jh., als man die unteren Öffnungen vermauerte und Maßwerkfenster einbrachte, als Sakristei.
Die Stiftsgebäude und der Kreuzgang lagen im Westen der Kirche (1843 abgebrochen); die heutige westliche Vorhalle war ehedem Ostflügel des westlich der Kirche vorgelagerten Kreuzgangs. Zackenbögen bilden dort die Gurtbögen des Gewölbes.
Ende 13./Anfang 14.Jahrhundert
Die Seitenschiffe wurden durch gotische Kapellen mit vierbahnigen Maßwerkfenstern erweitert.
Ein beachtlicher Bestand der mittelalterlichen Malereien dieser Kapellen ist erhalten:
Nordseite, 2. Kapelle von Osten (St. Josefs-Kapelle): Kreuzigung mit Maria und Johannes, 14. Jh.
Nordseite, 3. Kapelle von Osten (St. Petrus von Mailand-Kapelle): Marienzyklus, der Hl. Georg als Drachenkämpfer, Kolossalfigur des Hl. Christophorus, 14. Jh.
Südseite, 1. Kapelle von Osten (Herz-Jesu-Kapelle): Christus als apokalyptischer Weltenrichter, Marienkrönung, Heiligenfiguren, 14. Jh.
Weitere Malereien an der Westseite des Nordquerarms und eine Darstellung des Jüngsten Gerichts am zweiten nördlichen Arkadenpfeiler von Osten, 15. Jh.
1414-um 1420
Abbruch der alten Choranlage und Aufgabe der salischen Krypta; Bau eines neuen gotischen Langchores nach Vorbild des gotischen Chores von St. Ursula (2. Hälfte des 13. Jhs.) bzw. der Chorhalle des Aachener Münsters (1355 - 1414): an drei querrechteckige, kreuzrippengewölbte Joche schließt ein zentralisiertes Chorpolygon mit über die Flucht der Seitenmauern geweitetem 7/10-Schluss; in der Außenansicht öffnen sich zwischen abgetreppten Strebepfeilern hohe Fenster mit Maßwerkbrücken und Couronnements aus rotierenden Fischblasen; im Innern wachsen Dienstbündel mit Birnstabprofil aus Figurenkonsolen (Längsseiten) oder hohen Polygonsockeln (Chorhaupt). Die Chorgewölbe besitzen figürliche Schlusssteine: Salvator, Gottesmutter in apokalyptischer Gestalt, St. Andreas, St. Matthäus. Die Detailformen des Chores stehen in Tradition der Kölner Dombauhütte.
Das reich geschnitzte Chorgestühl aus Eiche, bestehend aus zwei Sitzreihen mit seitlichen Wangen und Dorsale (nur der Baldachin fehlt), stammt aus der Zeit um 1430.
vor 1492
Umgestaltung des nördlichen Querarms: über dem halbrunden Sockel der staufischen Konche wurde ein spätgotischer Oberbau mit höherem Gewölbe und 5/8-Schluss errichtet (eine spätromanische Muldennische ist auf der Westeite erhalten; die Maßwerkfenster sitzen zwischen den gewirtelten Diensten des 13.Jahrhunderts).
1492
vollständiger Neubau des südlichen Querarms, ebenfalls mit 5/8-Schluss und in gegenüber dem Ostchor einfacheren Detailformen.
um 1500
Großfigur des hl. Christophorus aus der Werkstatt des Tilman van der Burch.
1520-1527
Makkabäerschrein von Peter Hanemann für die Kirche der Benediktinerinnen, Zu den hll. Makkabäern, in der Nähe des Eigelsteins geschaffen; seit 1808 in St. Andreas.
vor 1542
Umgestaltung der Ignatiuskapelle (heutige Rosenkranzkapelle) auf der Südseite; Einbringung eines Netzgewölbes auf Mittelstütze (1880 verändert).
um 1550
Steinernes Sakramentshaus in Formen der südniederländischen Renaissance am westlichen Ende des Langchores.
um 1650
Abbruch des alten Lettners und der Chorschranken; umfangreiche Instandsetzungs- und Erneuerungsarbeiten
2.Hälfte 17.Jahrhundert
Neugestaltung des Langhaus-Obergadens: Vermauerung des romanischen Nischentriforiums und Veränderung der Obergadenfenster (die mittleren Fenster zu großen Segmentbogenöffnungen, die bis auf Höhe der Triforienkapitelle heruntergezogen wurden; die seitlichen Fenster unter Beibehaltung der romanischen Sohlbankhöhe wurden ebenfalls vergrößert und erst im 18. Jh. aus statischen Gründen geschlossen).
Im nördlichen Querarm wird die staufische Ostwand im Untergeschoss durch eine flache Altarnische mit Korbbogen verändert.
Anfang 18.Jh.
Michaelsaltar auf der Westempore entfernt und Aufstellung einer Orgel.
1802
Aufhebung des Andreas-Stiftes; Überführung der Reliquien des. hl. Albertus Magnus aus der zum Abbruch bestimmten Dominikanerkirche nach St. Andreas.
1807
Abbruch der Pfarrkirche St. Paul und Verlegung des Pfarrgottesdienstes nach St. Andreas (offizielle Erhebung zur Pfarrkirche erst 1833).
1835
Abbruch der Südvorhalle.
1843
Abbruch der Stiftsgebäude und des Kreuzgangs.
1849-1853
Wiederherstellung der Westfassade und der Nordseite bis zum Querschiff.
1857
Arbeiten an der Sakristei und deren Erweiterung durch einen Anbau.
1860
Abwalmung der Dächer zum Vierungsturm; Erneuerung des äußeren Turmmauerwerks.
ab 1876
Instandsetzung des Mittelschiffs und Wiederherstellung des staufischen Nischentriforiums und der Dreifenstergruppen im Obergaden (Form und Größe der mittleren Öffnungen dabei rein spekulativ; die Seitenfenster verblieben in barockem Zuschnitt); die zu Anfang des 18. Jhs. eingezogene westliche Orgelempore wurde durch ein neuromanisches Doxal ersetzt.
im letzten Jahrzehnt des 19. Jhs
Umfassende Instandsetzung der Kirche, vor allem der Ostanlage: neue Verkleidung des Ostchores, Überarbeitung der Fenstermaßwerke.
Die Malereien der südlichen Seitenschiff-Kapellen wurden 1895 durch Wilhelm Batzem restauriert, die der nördlichen Seitenkapellen seit 1905 durch Anton Bardenheuer übermalt und ergänzt.
1907
Wiederherstellung des Kircheninnern.
1934/35
Erneute Wiederherstellungsarbeiten, vor allem am Westbau.
1945
Umfangreiche Kriegsschäden: alle Dächer, Gewölbe des Südquerarms und Fenstermaßwerke der Südseite wurden zerstört.
seit 1947
Seelsorge in Händen der Dominikaner.
1953-1955
Die Reste der salischen Krypta freigelegt; Errichtung einer neuen Krypta unter Einbeziehung der salischen Reste und einer Grabkapelle für den hl. Albertus Magnus (1193 - 1280) im Westen nach Entwurf von Karl Band.
1965-66
Innenrestaurierung und Freilegung der staufischen Farbfassung, neue Fassung der Gewölberippen und Schildbogenwülste z.T. nach altem Befund
1977-1987
Restaurierung der Wandmalereien.
1992-1997
Umfassende Innnen- und Außenrestaurierung nach Erdbebenschaden vom April 1992; in diesem Zusammenhang 1993/94 Bauuntersuchung des Langhauses durch das Rheinische Amt für Denkmalpflege.
1995
Neue Orgel
2005 - 2010
In den beiden Seitenchören werden zwölf Fenster von Markus Lüpertz eingebaut.
Andreaskloster 3,
50667 Köln
Tel. des Dominikanerklosters:
(0221) 160660
Montag-Donnerstag 9:00 bis 12:00 Uhr